eine oder mehrere der hier aufgeführten Auffälligkeiten, und eine Erkrankung als Ursache scheidet aus, so können diese von Störungen des beidäugigen Sehens verursacht oder verstärkt worden sein.
Lese-Rechtschreibprobleme, schlechtes Schriftbild, Rate-Lesen, Lese-Unlust, Konzentrationsschwäche, häufige Flüchtigkeitsfehler, Buchstaben verwechseln/umdrehen (d-b, p-q, n-m), Endungen weglassen, häufiges „Träumen“ usw.
Ermüden beim Lesen/Schreiben/Lernen, Augenschmerzen, Augenbrennen, Blinzeln/Reiben, Kopfschmerzen (in den ersten Lebensjahren eher Bauchweh), Lichtempfindlichkeit, Schwindel, Übelkeit (z. B. beim Schaukeln oder Autofahren) usw.
ungeschickte Grobmotorik, schlechte Augen-Hand-Koordination, Gleichgewichtsprobleme, oft anecken/stolpern, etwas umwerfen/fallen lassen, allgemeine Ungeschicklichkeit, Angst vor Höhenunterschieden usw.
schlechtes Gruppenverhalten, ungeduldig/aggressiv, introvertiert, auffällige Zappeligkeit usw.

Immer wieder geben Kinder, speziell Grundschulkinder, die über eine normale, bis gute Intelligenz verfügen Rätsel auf. Trotz Unterstützung durch Eltern und Lehrer schneiden sie in der Schule unerwartet schlecht ab. Eine krakelige Handschrift, schlechte Linienhaltung, Rückstände beim Malen und Ausschneiden, spiegelbildliches Schreiben, Auslassen von Zeilen und Wörtern, um nur einige Beispiele zu nennen, treiben die Eltern oft an den Rand der Verzweiflung.
Weitere Verhaltensauffälligkeiten, wie Bewegungs- und Koordinationsprobleme, gestörte räumliche Orientierung, Schwierigkeiten mit der Grob- und Feinmotorik, verlangsamte Bewegungen oder auch Hyperaktivität können dazu führen, dass das Kind abgestempelt wird.
Jedoch: „Hierbei kann es sich um visuelle Wahrnehmungsstörungen handeln,“ so Josef Thiel, Funktionaloptometrist und Augenoptikermeister. „Bei normalen Sehtests wird nur die Sehschärfe der Einzelaugen bewertet. Funktionelle Störungen der Beidäugigkeit bleiben in der Regel unerkannt und es entsteht häufig der falsche Eindruck, die Sehleistung sei in bester Ordnung – deshalb wird nach anderen Ursachen gefahndet.“
Aber: „Unsere Augen müssen ein Team sein. So gut die Augen einzeln auch funktionieren mögen – wenn sie kein gutes Team bilden, lassen visuelle Wahrnehmungsstörungen meist nicht lange auf sich warten,“ erklärt Josef Thiel. Werden sie allerdings erkannt, können sie auch trainiert werden. Um diesen funktionellen Sehstörungen beizukommen, hat sich die Funktionaloptometrie entwickelt. Josef Thiel hat sich diesem Spezialgebiet der Augenoptik verschrieben und im April 2002 die Prüfung zum Funktionaloptometristen abgelegt.
