Sportsvision Training
Alle Sportler streben nach Gold
Sportler investieren viel Zeit und Energie, um eine feinere Abstimmung zwischen Körper und Geist zu bekommen, um eine bessere sportliche Leistung im Wettbewerb zu erreichen. Und so haben viele Athleten auch gelernt, dass es wichtig ist präzise zu Sehen. Optometristen bemühen sich seit 1978 um die amerikanischen Athleten bei den Olympischen Spielen, durch visuelle Screenings- und Visualtrainingsprogramme weitere Leistungsverbesserungen zu erreichen.
Dabei hat sich gezeigt, dass sich die visuellen Fähigkeiten bei Sportlern, im Vergleich zu Nichtsportlern, sich deutlich verbessert haben – ebenso deutliche Verbesserungen zwischen Spitzensportler und Amateursportler. Es gibt inzwischen einen Überfluss an Studien, die beweisen, dass die visuellen Fähigkeiten besser sind bei Athleten als bei Nichtathleten.
Nachgewiesene Optimierungsmöglichkeiten
Verbesserung der Reflexe
Erhöhung der Wahrnehmungsgeschwindigkeit
Verkürzung der visuellen Reaktionszeit
Verbesserung der Augen-Hand- bzw. der Augen-Körper-Koordinationen
Verbesserung des Überblicks im Spielfeld (Peripherie)
Einführung
In den USA haben Wissenschaftler schon in den 1940er Jahren damit begonnen, die Entwicklung des Sehens und die sportspezifischen Erfordernisse beim Sehvorgang zu untersuchen. Es wurden Tests und Trainingsmethoden zur Messung und Verbesserung der Sehfunktionen entwickelt, weil die Fachwelt merkte, dass die visuelle Wahrnehmung und Wahrnehmungsverarbeitung im Sport von großer Wichtigkeit ist.
Über 80% der menschlichen Sinneswahrnehmung geschieht über die Augen oder steht in direktem Zusammenhang mit ihnen. Das Sehen mit all seinen Teilfunktionen, ist in allen Phasen der Sportausübung von zentraler Bedeutung:
in der Lernphase
im Training
im Wettkampf
Was ist Sportsvision Training?
Sehen bedeutet für Sportler, den visuellen Input in Sekundenbruchteilen zu verstehen, damit daraus die richtigen Entscheidungen und Bewegungen resultieren. Der Athlet muss also in der Lage sein, das, was er sieht, augenblicklich richtig zu interpretieren. Wenn beispielsweise ein wahrgenommenes Hindernis umfahren werden muss, sind alle Funktionen des visuellen Systems gefordert reibungslos zusammenzuwirken – dies ist aber nicht selbstverständlich der Fall!
Die Sehverarbeitung ist nicht einfach angeboren. Sie ist ein zu erlernender Prozess, der in unserer Entwicklungsphase nach der Geburt beginnt. Für das optimale Sehen müssen alle Wahrnehmungsfunktionen vollumfänglich beitragen. Doch werden einzelne Funktionen in ihrer Entwicklung manchmal durch Umwelteinflüsse unterdrückt und andererseits können gewisse Sehfunktionen dominieren. Das optimale Zusammenwirken ist damit gestört.
Wenn diese Mängel keine krankhaften Ursachen haben, kann Visualtraining angewandt werden. Hierbei werden einzelne Funktionen, die zum Erkennen eines Seheindruckes miteinander abgeglichen werden müssen, angesprochen und verbessert: z. B. das „Erfassen eines Objektes“ mit den Augen, „Augenfolgebewegungen“, sowie die sofortige „augenblickliche Justierung“ der Augen beim Blick in die Nähe (Einwärtsdrehung und Stärkenänderung der Augen).
Dieses Erfassen wird vom Baby in der Krabbelphase erlernt. Krabbelt das Baby jedoch kaum oder gar nicht, entstehen Defizite im Sehen, die sich erst später bemerkbar machen können.
Solche Defizite können auch durch Unfälle oder Krankheiten entstehen und durch spezielles Training vermindert oder ausgeglichen werden.
Gutes Sehen wird in verschiedenen Funktionen beurteilt:
Die Sehschärfe, also die Fähigkeit, feine Details an einem Objekt wahrzunehmen.
Das Fokussieren auf verschiedene Distanzen, eine Fähigkeit, die sich im Laufe der Jahre verringert.
Konvergenz und Divergenz, also die Ein- und Auswärtsdrehung der Augen. Damit kann mit beiden Augen auf ein Objekt gezielt werden.
Die räumliche Wahrnehmung. Die Verarbeitung der Seheindrücke beider Augen im Gehirn
Das Kontrastsehen und die Anpassungsfähigkeit des Auges an sich ändernde Lichtverhältnisse. Doppeltsehen beim Fixieren eines Objekts.
Zentral-Periphere Wahrnehmung, also die Wahrnehmung der Umgebung außerhalb des fixierten Bereichs und
die Bilderinnerung. Das ist der Versuch, sich an möglichst viele Details zu erinnern, nachdem eine Situation nur für ganz kurze Zeit betrachtet worden ist.
Wie wird getestet?
Das Screening – Die erste Bestandsaufnahme der Qualität der einzelnen Sehfunktionen und deren Zusammenspiel ist das Sportsvision Screening. In ca. 45 min. werden in einem Parcours an 10 verschiedenen Stationen Messungen gemacht. Das Screening gibt auch Informationen über die Augen-Körperkoordination.
Auswertung des Screenings – Die Resultate des Screenings werden nach der Auswertung mit dem Sportler und seinem Trainer besprochen. Die verschiedenen Möglichkeiten, wie Kontaktlinsen, Sportbrillen und Visualtraining, die sich alle gegenseitig nicht ausschließen, werden dabei aufgezeigt.
Ausführlicher Sehtest – Vor dem eigentlichen Visualtraining erfolgt ein detaillierter ca. 2-stündiger Sehtest im Institut Sehen oder der Praxis des Sportoptometristen. Dieser besteht aus den Funktionstesten (Hirschberg, Cover und Motilitätstest), der 21 Punktemessung nach OEP (Optometric Extension Program), cheiroskopischen Tests und dem Van Orden Stern Test mit dem Mac-O-Scope .
Wie und wo wird trainiert?
Nach der Auswertung dieser Messungen erfolgt die individuelle Ausarbeitung des weiteren Verlaufs des Trainings.
Das 4-Kreis-Modell von Dr. A. M. Skeffington und „The Pyramid Level Concept“ von Stefan Collier F.O. und Sonja Vanhimbeeck F.O. bilden die Struktur.
Drei Trainingsorte sind vorgesehen:
Praxis-Training in der Praxis des Sportoptometristen
Heim-Training zuhause ca. 15-20 min pro Tag
Court-Training am Trainingsort des Sportlers
Zur Integration des Sportsvision Trainings
Ein Sportsvision Training sollte möglichst in eine wettkampffreie Zeit gelegt werden, damit die Athleten Zeit haben, sich mit Veränderungen von gewohnten Bewegungsmustern vertraut zu machen. Kurz vor Wettkämpfen soll die Aufdeckung von allfälligen Defiziten keine Verunsicherung auslösen.
Der Zeitpunkt des Visualtrainings muss mit Trainern und Ärzten abgesprochen werden. Eine Trainingseinheit dauert in der Regel etwa 6 Monate und umfasst 10 Sitzungen in der Praxis. Falls der Sportler nach 6 Monaten diese Übungen selbstständig weiterführen kann, reicht eine jährliche Kontrolle, andernfalls kann er durch eine Fortsetzung des Visualtrainings weiterhin begleitet werden. Kontrollen sollten jedes Jahr und auch nach Unfällen durchgeführt werden, denn eine einseitige Belastung des Körpers kann einen negativen Einfluss auf das visuelle System haben.
Es ist sehr wichtig, dass der Funktional-Optometrist mit einem multidisziplinären Team zusammenarbeitet, um möglichst viel Unterstützung von Athleten, Trainern und Therapeuten zu erhalten. Er muss über das Naturell und die Regeln der verschiedenen Sportarten Bescheid wissen und sich selbst auf Sportplätzen, Skipisten und an vielen Wettkämpfen ein Bild machen. Zusammenfassend kann also gesagt werden, dass das Sport Vision Training eine sinnvolle, ja nötige Ergänzung zur Kontaktlinsen- und Brillenkorrektion darstellt.
Sport trifft Funktionaloptometrie
In Deutschland wird in den meisten Fällen nur die Sehschärfe des Auges korrigiert, was oft ausreichend ist und viele Sehprobleme lösen kann. Doch selbst mit qualifiziertesten Brillenglasbestimmungen lassen sich Sehprobleme nicht immer ganz lösen. Das bedeutet, dass die Sehprobleme nicht nur durch die Bildschärfe des Auges ausgelöst werden, sondern dass die weitere Verarbeitung der Sehimpulse, die aus den Augen ins Gehirn weitergeleitet werden, Mängel aufweist. Sportsvision Training fördert vorrangig dieses Verhältnis von Augen-Inputs zur schnellen und angemessenen Verarbeitung der Sehimpulse im Gehirn.
Sport und allgemeines Training sind sehr nahe miteinander verbunden. Sportler wissen, dass durch Übungen, die Funktionen der Muskulatur, Reflexe und Koordination zu verbessern und zu kontrollieren sind. Es gibt verschiedene Faktoren, die eine Rolle spielen, z. B. Motivation, Ernähung und natürlich das Sehen.
Visuelle Aufgaben sind hier besonders wichtig. Der hohe Anspruch an das Sehen und die Effizienz des visuellen Systems, also die visuellen Fähigkeiten, werden oft unterschätzt und nicht erkannt. Daher bestehen meist hier noch Optimierungsmöglichkeiten, die mit einem speziellen Training, je nach Sportart, in sehr kurzer Zeit Verbesserungen ermöglichen.