Wenn Lichtfrequenzen das Sehen optimieren!
„Wir sehen die Welt nicht so wie sie ist, sondern so, wie wir selbst sind“, sagt der Experte für Verhaltensoptometrie, Josef Thiel, der mit Syntonics Optometrie schon vielen Kindern und Erwachsenen geholfen hat. In diesem Artikel beschreibt er Fallbeispiele.
Syntonic Optometrie ist eine Farblichtanwendung, die Fehlfunktionen der Augen korrigiert. Sie arbeitet mit speziellen Lichtfrequenzen, also unterschiedlich farbigem Licht. Die verschiedenen Farben stimulieren die Netzhaut und regen die am Sehprozess beteiligten Gehirnregionen an. Dieses Verfahren basiert hauptsächlich auf den wissenschaftlichen Erkenntnissen, die Dr. Harry Riley Spitler um 1920 hatte. Er legte mit seinen optometrischen und medizinischen Forschungen den Grundstein für einen neuen Wissenschaftszweig, den er Syntonics nannte (abgeleitet vom Begriff Syntonie/Einklang.)
Das Verfahren wird seit etwa 90 Jahren bei verschiedenen Sehproblemen erfolgreich angewendet: Zur Verbesserung der Sehleistung bei Schwachsichtigkeit (Amblyopie), bei eingeschränkten Farbgesichtsfeldern, Augenermüdung, Leseproblemen, Aufmerksamkeitsdefiziten oder Winkelfehlsichtigkeit. Dabei wurden die Sehübungen ständig weiterentwickelt. In den letzten Jahren konnten auch Sehdefizite erfolgreich behandelt werden, die durch Hirnverletzungen, Schock oder Stress hervorgerufen wurden.
Ein weites Feld, das die klassische Augenoptik oder Augenheilkunde nicht abdecken.
In diesem Artikel möchte ich Ihnen ein paar Beispiele meiner Tätigkeit aufzeigen. Denn das Klientel, das meine Hilfe benötigt ist vielfältig: Kinder mit Lese- und Lernstörungen, Kurzsichtige, Weitsichtige, Menschen mit mangelhaftem räumlichen Sehen, Patienten in der Reha nach traumatischen Gehirnverletzungen und Gehirnerschütterungen, Sportler, die ihre visuelle Reaktionsgeschwindigkeit verbessern wollen oder Menschen, die am PC oder Arbeitsplatz visuelle Defizite haben.
Wie funktioniert Syntonic Optometrie?
Die Behandlung mit Syntonic Optometrie funktioniertüber die Anwendung von spezifischen Bandbreiten eines Lichts geringer Intensität durch die Augen. Dabei geht es nicht um das farbige Licht als solches, sondern um die einzigartigen energetischen und physikalischen Effekten, die ausgewählte elektromagnetische Frequenzen auf biologische Zustände und Abläufe haben. (Biophotomodulation, die Wissenschaft der Lichttherapie, ist übrigens einer der am schnellsten wachsenden Forschungsbereiche.) Das Visualtraining beinhaltet eine wöchentliche Sitzung in der Praxis des Optometristen. Aber auch Zuhause muss der Klient täglich rund 20 Minuten üben. Je nach Fall werden zwischen 15 und 40 Sitzungen durchgeführt. Da jeder Mensch individuell ist, muss der Funktionaloptometrist jeden einzelnen Fall auswerten.
Verschiedene kontrollierte Studien von Optometristen haben die Auswirkungen von Syntonic Phototherapien auf das Lernen von Kindern und ihre Vision untersucht. Diese Studien erbrachten den Nachweis, dass Syntonic Behandlung relativ kurzfristig visuelle Fertigkeiten, peripheres Sehen, Gedächtnis, Verhalten, Stimmung, allgemeine Umsetzung und akademische Leistung erheblich verbessern kann. Sie bestätigten auch, dass bei Kindern mit Lernproblemen die Sensibilität für das periphere Sehen verringert ist. Während und nach der Phototherapie zeigten Syntonic Anwender eine Verbesserung des peripheren Sehens sowie der visuellen Fertigkeiten und der Lernfähigkeiten.
Was ist die Funktionaloptometrie?
Joseph Thiel beim Visualtraining mit einem jungen Klienten. Foto: Joseph Thiel
Die Funktionaloptometrie, die auch Verhaltensoptometrie (engl.: Behavioral Optometry) genannt wird, ist ein ganzheitlicher Ansatz für die Sehpflege (Vision Care). Ein Funktionaloptometrist hat eine noch breitere Ausbildung als ein klassischer Optometrist (Augenoptikermeister). Denn anstatt nur die Augen oder sogar nur das visuelle System zu behandeln, bewertet die Verhaltensoptometrie unsere Verhaltensmuster, die wir in Verbindung mit den Anforderungen unseres Lebensstil an unsere Sehfunktion gebildet haben. Das sind beispielsweise die Kopf- und Körperhaltung, aber auch unsere Fähigkeit „sich zu konzentrieren” und mit der Peripherie des Sehens spielend umzugehen.
Was ist eine visuelle Verhaltensbewertung?
Das Verhalten der Menschen ist im Allgemeinen konsistent und die Ursache dafür, wie wir unsere Augen verwenden, um unsere Handlungen zu sehen und zu steuern. Unser spezifisches Wesen und unsere Persönlichkeitsmerkmale kommen dabei in allen Facetten des Lebens zum Ausdruck. Am Beispiel, wie ein Mensch „sein Auto fährt“ könnte man auch ablesen, wie er sein visuelles System „fährt“ und benutzt. Eine verhaltensorientierte visuelle Bewertung deckt solche Zusammenhänge auf und berücksichtigt sie bei der Verordnung von speziellen Brillengläser und in unterstützenden Empfehlungen.
Was bedeutet 100 Prozent Sehkraft?
Menschen mit den viel zitierten „100 Prozent“ Sehschärfe können in 6 Meter Entfernung klar sehen, während sie still sitzen und ein stationäres Ziel ohne zeitliche Begrenzung fixieren, mit ungeteilter Aufmerksamkeit und ohne zusätzliche kognitive Anforderungen. Soweit die Definition. Doch wann im Alltag befinden wir uns in dieser einfachen, theoretischen Situation?
In der Schule und während der Arbeit ist die meiste Zeit unsere Aufmerksamkeit gefordert, wir benötigen die komplexe Fähigkeit, uns zu konzentrieren, unsere Augen zu koordinieren und den Überblick zu behalten. Wir müssen wissen, wohin wir schauen und warum. Zudem geschieht das Meiste in der Nähe und nicht in sechs Metern Entfernung.
Sieht jeder das Gleiche?
Sobald wir visuelle Informationen gesammelt haben, nutzt jeder Einzelne das, was wir sehen, auf unterschiedlichste Weise. Wenn zum Beispiel eine Person zwei Finger sieht, interpretiert dies eine andere als Peace-Zeichen und eine dritte gar als Hasenohren!
Unsere Wahrnehmung und unser Ausblick werden ganz entscheidend von Erfahrung, Kontext, Stimmung und Perspektive geprägt. Dies bringt uns zu der Frage, ob man das visuelle System bewusst führen kann. Die Antwort lautet „Ja“ – und dies ist genau das, was Verhaltensoptometristen tun: Wenn der Gebrauch unseres visuellen Systems unsere Fähigkeiten beeinträchtigt, wenn wir nicht mehr effizient lesen, lernen und funktionieren – dann ist es an der Zeit, uns eine neue Art, die Welt zu sehen, anzutrainieren.
Kann eine Brille auch helfen, wenn ich klar sehe?
Eine Brille kann die Wahrnehmung einer Person innerhalb ihrer visuellen Welt verändern. Man kann Brillen nicht nur verordnen, um eine Person besser sehen zu lassen, sondern auch, um den Aufwand für das Sehen zu verringern. Linsen und/oder Prismen können visuellen Stress abbauen und Gehirnkapazitäten für kognitive Funktionen höherer Ordnung freisetzen.
Was ist, wenn eine Brille nicht ausreicht?
In Fällen, in denen eine aktivere Unterstützung und Anleitung erforderlich ist, wird ein optometrisches Visualtraining empfohlen. Ein Optometrisches Visualtraining ist das zielgerichtete Training aller Grundfunktionen des Sehens und der visuellen Wahrnehmung. Ziel des Trainings ist ein höherer Sehkomfort und eine Steigerung der visuellen Leistungsfähigkeit in allen Teilbereichen.
Das „4-Kreise-Modell” von Dr. A.M. Skeffington veranschaulicht, was
beim Sehen im visuellen System passiert. Je besser jede einzelne Fähigkeit
ausgeprägt ist, desto präziser funktioniert ihr Zusammenspiel. (Grafik: Optic+Vision)
In der Abbildung sehen Sie die vier visuellen Grundfunktionen. Dr. A.M. Skeffington hatte in den 30. Jahren des letzten Jahrhunderts dieses Modell entwickelt, das er das „4-Kreise-Modell” nannte. Durch die Überlagerung der vier Kreise wird „Vision“ erreicht, die amerikanische Definition d es „besten Sehens“. Wobei das Wort „Vision“ für den amerikanischen Optometristen eigentlich das Zusammenspiel aller Sinne bedeutet.
Die Motorik der Augen – Gleichgewicht und Augenbewegungen, Folgebewegungen und Blicksprünge dienen als motorische Basis z. B. für das Lernen von Lesen und Schreiben.
Zentrierungsfähigkeit der Augen – Die Einstellung der Augen zueinander ermöglicht das einfache Sehen eines Objekts.
Akkomodationsfähigkeit der Augen – Das Scharfstellen der Augen auf einen bestimmten Abstand, z. B. beim Greifen oder Lesen.
Die Wahrnehmungsfähigkeit des visuellen Systems bedeutet schließlich, sich von dem Geschehenen ein Bild zu machen.
Je besser jede einzelne dieser vier Fähigkeiten entwickelt ist, desto optimierter und präziser funktioniert unser Sehen als Ganzes.
Sehen ist in erster Linie Erfahrung
Visuelle Probleme lassen sich nicht immer durch das Eingreifen an einer einzigen Stelle lösen, wie z. B. durch die Verordnung einer Brille, sondern es ist vielmehr notwendig, das gesamte Sehverhalten zu ändern.
Ihr visuelles System vermittelt Ihnen unendlich viele Informationen über Ihre Umwelt. Wenn Sie etwas betrachten, dann „sehen“ Sie nicht nur mit Ihren Augen. Sie inspizieren, unterscheiden, identifizieren und interpretieren – und all dies ist Teil Ihres visuellen Systems.
Fallbeispiel 1: Räumliches Sehen
Michael K. 66 Jahre, hat zunehmende Schwierigkeiten im Raum und auf Lesedistanz sein Sehen zu kontrollieren. Er hat öfters Kopfschmerzen, ist lichtempfindlich, sieht zeitweise doppelt und kann sich schlecht merken, was er gelesen hat. Als gelernter Steuerberater ist er zwar in der Rente, aber er arbeitet trotzdem noch gerne in seinem Beruf und möchte seine Sehprobleme loswerden. Eine Brille hat er als Nahbrille, die ihm aber nur 5-10 Minuten lang hilft.
Nach einer ausführlichen Erstmessung wird eine Konvergenzinsuffizienz festgestellt. Seine Augen können sich in der Nähe nicht korrekt auf einen Punkt ausrichten. Nur mit Mühe schaffen es beide Augen einen Text für kurze Zeit zu lesen.
Begonnen wurde mit einer vierwöchigen speziellen Lichtwellenlängenanwendung. Es folgten Übungen der Augenmotorik, konvergenzunterstützende Maßnahmen, Akkomodationstraining und visuelle Wahrnehmungsübungen. Nach 9 Monaten konnte ein Großteil der Beschwerden behoben werden. Michael K. hat nun mehr Vertrauen zu sich und seinem Sehen gefunden.
Fallbeispiel 2: Lese- und Lernproblem
Sophia M., 8 Jahre, ist in ihrer Entwicklung 2,5 Jahre hinter ihrer körperlichen Entwicklung zurückgeblieben. Persistierende frühkindliche Reflexe sind noch vorhanden. In der Schule hat sie erhebliche Probleme, dem Lernpensum zu folgen. Sie ist Klassenkasper, kann weder ruhig sitzen noch zuhören, braucht Stunden für die Hausaufgaben und ihr Schriftbild ist kaum leserlich.
Auch hier wurden bei der ausführlichen Erstmessung erhebliche visuelle Defizite festgestellt. Mit Syntonics wurde ebenfalls begonnen und das Visualtraining beinhaltete viele motorische, motorisch-visuelle und visuelle Übungseinheiten. Bewegung und Sehen sind sehr voneinander abhängig und beeinflussen sich gegenseitig.
Nach 3 Monaten Visualtraining wurde eine Pause von 4-6 Wochen für integrierende Maßnahmen eingelegt und dann wiederum 3 Monate geübt. Nach 3 Wiederholungen, also nach 9 Monaten, war Sophia wieder auf ihrem Altersniveau: Sie konnte sich besser konzentrieren, Hausaufgaben schneller erledigen und ihr Schriftbild deutlich verbessern.
Fallbeispiel 3: Neuro-Rehabilitations-Training
Manuel R., 22 Jahre, ist als Lagerist einer großen Holzfirma von einem Gabelstapler eingequetscht worden. Sein Kopf hatte mehrer Frakturen und erlitt einen Schädel-Basis-Bruch.
Nach den üblichen medizinischen Maßnahmen und der Rehabilitation, in der er sich schnell von dem Unfall erholte, zeigten sich bei ihm jedoch asthenopische Beschwerden. Er litt an starker Lichtempfindlichkeit, Hyperalgesie und zeitweiligem Doppelsehen. Eine verordnete prismatische Brille brachte ihm keinen Erfolg.
Nach einer ausführlichen Erstmessung wurde festgestellt, dass die verordnete Brille zu stark angefertigt worden war. Er war kurzsichtig und die kompensatorische Brillenstärke mit Prisma verursachte eher noch mehr Probleme. Somit wurde eine korrigierende und angenehmere Stärke verordnet. Die Untersuchung ergab ein stärkeres Missverhältnis zwischen der Konvergenz und der Akkommodation. Durch die Fraktur wurde ein Höhenfehler im Sehen festgestellt. Dieser Fehler, auch wenn er gering sein sollte, ist meistens die Ursache von asthenoptischen Beschwerden. Auch hier war eine Syntonicsanwendung von 6 Wochen angesagt. Das Neuro-Visuelle-Rehabilitations-Training wurde in 4 mal 10 Visualtrainingseinheiten mit jeweils 4-8 Wochen Integrationsmaßnahmen zwischen den Visualtrainingseinheiten gegeben. Heute ist Manuel R. wieder in seinem Beruf volleinsatzfähig und hat so gut wie keine visuellen Probleme mehr.
Durch optometrisches Visualtraining kann Vertrauen in Gesehenes wieder hergestellt werden. Man lernt, das Gesehene besser zu begreifen und visuelle Informationen schneller und effizienter zu verarbeiten. Der Klient erlebt dadurch seine Sehentwicklung, um Schritt für Schritt auf ein höheres Sehniveau zu kommen. So werden visuelle Verhaltensmuster verbessert und gestörte Sehfunktionen wiederhergestellt.
Über den Autor:
Josef Thiel ist Leiter und Gründer des Instituts Sehen – Vision Care Center Deutschland und seit über 30 Jahren aktiv als selbstständiger Optometrist. Er ist Gründungsmitglied der Behavioral Optometry Academy Foundation (BOAF) und Mitglied der BOAF-Arbeitsgruppe. Er begann 1998 sich für die Verhaltensoptometrie zu interessieren und war 2002 einer der ersten Kandidaten, der den Abschluss als Verhaltensoptometrist bei der Wissenschaftlichen Vereinigung für Augenoptik und Optometrie (WVAO) ablegte.
Fachartikel herunterladen oder weiterlesen bei Optic & Vision:
Syntonics Optometrie - weiterführende Information